Der deutsche Outsourcing-Markt 2007

Die Zeiten des großen Outsourcing-Booms scheinen vorbei zu sein - Karsten Leclerque, Senior Consultant bei PAC, sieht die Lage jedoch differenzierter: Der Kuchen wachse nach wie vor, nur die Stücke würden kleiner.

Ist der deutsche Outsourcing-Markt am Ende? Tatsächlich scheinen die Zeiten des großen Booms vorbei, so Karsten Leclerque, Senior Consultant bei PAC. Er legte vor wenigen Tagen einen Markttrend für 2007 vor:

„Spektakuläre ‚Big Deals‘ sind rar geworden und werden wohl auch in Zukunft die Ausnahme sein. Um die letzten ihrer Art balgt sich die europäische und amerikanische Provider-Elite, zunehmend in Gesellschaft der indischen Konkurrenz. Anders als in den letzten Jahren ist die Anbieterseite auch nicht mehr bereit, jeden Preis für Wachstum zu zahlen, wie das Beispiel Hypo-Vereinsbank zeigt. Zu hohe Erwartungen und mangelndes Commitment gegenüber einem potenziellen Provider ließen die Auslagerung des Rechenzentrums platzen. Lediglich die Betreuung der Kreditanwendungen (IBM) und Teile der Wertpapierabwicklung (durch ITS, das Joint Venture von T-Systems und HSCB Trinkaus & Burkhard) werden künftig extern erbracht.

Vermehrt selektives Outsourcing – von einzelnen Infrastruktur-Komponenten bis hin zu Geschäftsprozessen – lässt die Volumina einzelner Verträge sinken. Durch die ‚Best-of-Breed‘-Vergabe von Leistungen an unterschiedliche Anbieter steigen zudem die Herausforderungen an das Schnittstellenmanagement zwischen den einzelnen Leistungserbringern. Zusätzlich werden die Laufzeiten der Verträge kürzer; ein schwieriges Umfeld für klassische Outsourcing-Finanzmodelle, die das Erreichen der Profitabilitätszone teilweise erst nach Jahren vorsehen.

In einem derartigen Umfeld tun sich vor allem die ‚Platzhirsche‘ schwer. Weder IBM noch CSC oder EDS erreichten 2005 mehr als fünf Prozent Outsourcing-Wachstum in Deutschland; ebenso wenig wie T-Systems, wenn man den Effekt der Integration von Teilen der T-Com ausklammert.

Zwei-, teilweise sogar dreistelliges Wachstum – wenn auch von einem geringeren Ausgangspunkt aus – erreichten vor allem die ‚Herausforderer‘: allen voran Atos Origin, besonders durch den Deal mit Karstadt Quelle, gefolgt von Accenture, HP und Computacenter. Auch Siemens Business Services (zukünftig ‚Siemens IT Solutions and Services‘, SIS) konnte im nicht-kaptiven Markt noch zweistellig zulegen.

Zudem drängen vermehrt ’neue‘ Namen auf den Markt. So ist zu erwarten, dass dem Beispiel Sonatas und Tatas weitere folgen werden. Um die lokale Präsenz in Europa zu stärken, übernahm der indische Anbieter Sonata die Mehrheit an der TUI-Tochter Infotec. Tata Consultancy Services (TCS) folgte mit der mehrheitlichen Beteiligung an der Schweizer TKS-Teknosoft. First Data präsentiert sich nach der Übernahme der GZS als Key-Player im deutschen Banken-Processing neben Atos Worldline. Colt Telekom hostet das Portal der AOK, SITA verantwortet die IT des Düsseldorfer Flughafens, und Tietoenator Teile des R&D-Anwendungs-Managements bei der ehemaligen Siemens Com.

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